Matthias Kunz

Matthias Kunz

Diakon, Medienreferent & Christ

Predigt: Anpassen oder Gesicht zeigen

Ich bitte darum, wem es möglich ist, aufzustehen für den Segen:

 

„Der Herr segne dich und behüte dich,

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir

und sei dir gnädig;

der Herr erhebe sein Angesicht über dich

und gebe dir Frieden. Amen.“

 

Ihr dürft euch wieder setzen.

 

 

„Oh man was isn das für’n Typ da vorne. Der hat’s ja mal überhaupt nicht gerafft. Der Segen kommt doch erst ganz zum Schluss…“

 

Wenn dir jetzt diese Gedanken oder ähnliche

durch den Kopf schwirren, dann kann ich dir eines verraten:

Recht hast du.

 

Für mich gehört der Segen im Gottesdienst

auch an den Schluss.

 

Nach Gebet, Lobpreis, Predigt, und allem was dazu gehört,

folgt der Segen als Abschluss des ganzen Gottesdienstes.

 

Dieser Segen ist für mich auch immer so ein

„Auf Wiedersehn. Tschüss. Bis bald.

Und jetzt geh raus und setz das um, was Gott dir heute ans Herz gelegt hat.“

 

Der Segen am Ende des Gottesdienstes

ist Verabschiedung und Aufforderung zugleich.

 

Aber irgendwie hat er überhaupt nichts mit unserem Thema

heute Abend zu tun.

Oder vielleicht doch?

 

Anpassen oder Gesicht zeigen.

 

Das ist heute das Thema.

Und auch die Frage:

 

Willst du dich anpassen, oder dein Gesicht zeigen.

Entweder oder.

 

Aber was hat diese Frage mit einem Segenspruch zu tun,

der Jahrhunderte, Jahrtausende alt ist

und wir am Ende fast eines jeden Gottesdienstes hören?

Oder eher gesagt: zugesprochen bekommen.

 

 

Schauen wir uns diesen Segenspruch mal etwas genauer an:

 

Man nennt ihn den ‚aaronitischen Segen‘,

weil er von den Priestern die aus dem Stamm Aaron kommen

zugesprochen wurde.

Das Besondere dabei ist aber, dass nicht der Priester segnet,

sondern Gott selbst. Drei Mal sogar:

 

  1. Der Herr segnet dich:

Gott selbst spendet dir alles Nötige fürs Leben.

 

  1. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir:

Gott selbst wendet sich dir zu.

 

  1. Und der Herr gebe dir Frieden:

Im hebräischen steht hier Schalom,

also das umfassende Glück.

Die gelungene Beziehung zu dir selbst, zu Gott,

zu deiner Umwelt und zu deinen Mitmenschen.

Das ist Schalom.

 

Und das alles kommt direkt von Gott.

 

Anpassen oder Gesicht zeigen.

 

In diesem Segensspruch wird ebenfalls ein Gesicht,

oder besser Angesicht genannt:

„der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir …“

 

 

Vermutlich hast du diesen Teil schon tausendmal gehört,

aber hast du dir schon einmal Gedanken dazu gemacht,

was dir hier zugesprochen wird?

 

Gott selbst, lässt sein Angesicht leuchten über dir.

Sein Gesicht leuchtet, wenn er dich ansieht.

 

Gott dreht sich nicht weg von dir,

sondern schaut ganz konkret Dich an.

 

Er zeigt dir sein Gesicht.

 

 

 

 

 

Gesicht zeigen.

Was heißt das denn überhaupt?

 

Wir verstehen ja oftmals etwas Negatives dabei.

 

„Ah, jetzt zeigst du aber dein wahres Gesicht“

heißt nicht, dass ich irgendwo aus der Tasche

ein zweites ‚wahres‘ Gesicht gezaubert hab,

sondern dass meine wahren Absichten

ans Tageslicht gekommen sind.

 

‚Mein Gesicht zeigen‘ heißt also,

dass meine bislang geheimen Überzeugungen

jetzt offen liegen.

 

Jeder kann sozusagen in meinem Gesicht ablesen,

was ich denke.

So als ob meine Überzeugungen

auf Stirn, Backen, Nase, Kinn tätowiert wären.

 

Ich vermittle mit meinem Gesicht also eine Botschaft.

 

Manchmal auch ganz praktisch durch unsere Mimik.

Zum Beispiel, wenn wir sauer sind, oder traurig,

oder fröhlich, oder ängstlich, unsicher, …

 

unser Gesicht, unsere Mimik,

zeigt allen um uns herum, wie es uns geht.

 

Mit unserem Gesicht vermitteln wir eine Botschaft.

 

 

Durch unser Gesicht

sind wir aber auch für andere erkennbar.

 

Es identifiziert uns:

Auf unserem Perso, Führerschein, Schülerausweis, Studentenausweis, … überall ist unser Passfoto.

 

Auf Facebook, WhatsApp, Twitter, …

überall hinterlegen wir ein Bild von uns,

dass uns zeigt.

 

Mit diesem Gesicht verbinden die Menschen etwas.

Begegnungen, Eigenschaften, Eigenheiten …

 

Wenn man ein Gesicht sieht, denkt man an die Beziehung zu dieser Person.

 

Mein Gesicht gibt mich also zu erkennen

Und es trägt eine Botschaft.

 

 

Das Problem dabei:

Unser Gesicht kann von jedem gesehen werden.

 

Schau mal in das Gesicht deines Nachbarn, deiner Nachbarin.

Vielleicht kennst du ihn oder sie?

 

Welche Botschaft wird dir wohl gerade mitgeteilt?

Vll. Ist jemand angeekelt? Oder auch grade das Gegenteil J

Zwinkert dir jemand zu?

 

 

 

Unser Gesicht ist öffentlich.

Jeder kann es sehen.

 

Das ist ein Problem,

denn manchmal wollen wir einfach nicht, dass man uns erkennt.

 

Und wir wollen auch nicht jede Botschaft öffentlich machen.

Wenn es uns gerade schlecht geht.

Wenn wir mit etwas nicht einverstanden sind.

 

Deshalb haben wir vermutlich alle irgendwann einmal gelernt

Masken zu tragen.

Ähnlich dieser Masken im Anspiel vorher.

 

Und vermutlich wissen wir manchmal selbst nicht mehr,

ob wir im Moment eine Maske tragen, oder nicht.

 

„der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir …“

 

Hast du bemerkt?

Als du gerade in das Gesicht deines Nachbarn

oder deiner Nachbarin geschaut hast,

hast auch du dein Gesicht zeigen müssen.

 

„der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir“ heißt also,

dass ich auch Gott ansehen kann.

Er hat sein Gesicht mir zugewandt, also kann ich mich ihm zuwenden.

 

Und wenn ich das tue, wenn du das tust,

dann sieht Gott Dich an!

 

 

Gott sieht dich an!

Und sein Gesicht strahlt dabei.

 

Gott erkennt dich! Er kennt dich!

 

Er weiß wer du bist.

Keine Maske hat bei ihm bestand.

 

Bei ihm kannst du dein wahres Gesicht zeigen!

Und sein Gesicht leuchtet dabei.

 

 

Ein paar Bücher vor unserem aaronitischen Segen,

wird ebenfalls von einem leuchtenden,

einem glänzenden Gesicht berichtet.

 

Am Ende von 2. Mose 34 wird berichtet,

wie Mose zum zweiten Mal die Steintafeln

mit den 10 Geboten von Gott erhält.

 

40 Tage war Mose bei Gott auf dem Berg Sinai.

Tag und Nacht.

 

Und dann wird folgendes berichtet:

 

„Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte.“

 

 

 

 

40 Tage und Nächte war Mose bei Gott und hat mit ihm geredet.

40 Tage und Nächte intensivster Begegnung.

Mose, sozusagen auf Augenhöhe mit Gott.

 

Ich weiß nicht, was er da alles gemacht hat,

aber meiner Meinung nach reichen 40 Tage aus,

um mehr als ‚nur‘ 10 Gebote aufzuschreiben.

 

Mose hat mit Gott geredet, so heißt es im Text.

 

Und nach 40 Tagen kommt Mose wieder vom Berg.

Erfüllt von Gottes Geist, voll Weisheit, voll Liebe.

Aber als er unten ankam,

und den Israeliten das alles erzählen will,

schrecken die vor ihm zurück.

 

Alle fürchten sich vor ihm.

 

Und warum?

Weil sein Gesicht glänzte.

Sein Gesicht glänzte,

weil er mit Gott geredet hatte.

Mit ihm Beziehung hatte.

 

Mose wurde durch diese Beziehung

zum Träger einer Botschaft.

 

Er überbringt den Israeliten die Botschaft von Gott.

Und auch sein Gesicht

überbringt sozusagen diese Botschaft.

 

Das Licht, das Mose gewissermaßen im Reden mit Gott aufgegangen ist, spiegelt sich wieder.

Gottes Herrlichkeit spiegelt sich wieder.

 

Und Mose erzählt von dieser Herrlichkeit, von Gott.

 

Erst Aaron, seinem Bruder.

Dann den Ältesten

und dann dem ganzen Volk Israel.

 

Er erzählt ihnen,

was Gott mit ihm geredet hat.

 

Und dann heißt es weiter:

„Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte,

legte er eine Decke auf sein Angesicht.“

 

 

Anpassen oder Gesicht zeigen.

 

Maske tragen oder Gesicht zeigen.

 

Mose hat sich angepasst.

Er trug eine Maske, wenn er im Volk unterwegs war.

 

Anpassen ist überlebensnotwendig.

Auch wir müssen uns heute anpassen.

Wenn wir uns beispielsweise unserer Umwelt nicht anpassen würden,

und hier in Bikini und Badeshorts dasäßen,

wäre das vermutlich lustig anzusehen,

aber vermutlich auch extrem kalt!

 

Aber: Mose hat auch sein Gesicht gezeigt.

Er hat es Gott gezeigt.

 

Wenn Mose bei Gott war

trug er keine Maske.

 

Er hat Gott sein Gesicht gezeigt

und Gott hat dieses Gesicht benutzt

um eine Botschaft zu übermitteln.

 

Mose hat sich angepasst

UND hat sein Gesicht gezeigt!

 

Und was hat das alles jetzt mit uns zu tun?

 

„der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir“

 

Gott schaut dich an.

Mit leuchtendem, mit glänzendem Gesicht.

 

Gott kennt dich, komplett ohne Maske.

Und Er will, dass auch Dein Gesicht glänzt.

Er hat eine Botschaft, die du in die Welt tragen sollst.

 

Er möchte mit dir reden, dich ansehen!

Und sein Gesicht leuchtet dabei.

 

Ihm kannst du dein wahres Gesicht zeigen.

 

 

 

 

Und er gibt dir den Mut,

dieses wahre Gesicht auch vor deinen Freunden,

vor deiner Klasse,

vll auch vor Unbekannten

ab und zu hinter deinen Masken hervorblicken zu lassen.

 

Durch die Beziehung mit Gott

werden wir Träger seiner Botschaft.

 

Er verändert uns, er passt uns an.

 

Und wie Mose merken wir es vielleicht nicht einmal.

Es passiert einfach, nur weil wir mit Gott reden.

 

 

Ich möchte dich bitten,

nachher, nach dem Gottesdienst,

oder heute Abend dein Handy rauszuholen.

 

Geh auf dein Facebook Profil, oder WhatsApp, … egal.

 

Schau dir dein Profilbild an:

 

Gottes Angesicht leuchtet, wenn er dieses Gesicht ansieht!

 

Und dann frage dich dabei:

 

Welche Botschaft will Gott durch dein Gesicht in die Welt bringen?

 

Und wenn du dich das fragst,

erinnere dich an diesen Zuspruch:

 

Der Herr segnet dich,

mit Kraft und Mut

 

und er behütet dich,

vor allem Übel.

 

Er lässt sein Angesicht leuchten über dir,

dass du sein Licht in die Welt tragen kannst,

 

und er ist dir gnädig,

wenn du einmal den Mut dazu verlierst,

 

er hebt sein Angesicht über dich

und gibt dir Frieden.

 

Schalom:

Also, Gelingende Beziehung zu dir selbst, zu Gott,

deiner Umwelt und zu deinen Mitmenschen.

 

Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

 

Amen.